Wie wird AD(H)S festgestellt
Ergründen der Krankheitsgeschichte
Die Diagnose der ADHS stützt sich wesentlich auf eine gründliche psychiatrische Erfragung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) und auf Schilderungen des Patienten zu aktuellen Problemen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Dabei ist es hilfreich, wenn die hier gewonnene Information durch den Partner oder Familienangehörige ergänzt wird. Der Arzt erhält durch diese Berichte eine weitere Perspektive, während Partner oder Angehörige oftmals ein besseres Verständnis für die Probleme entwickeln, die sich im Zusammenhang mit der ADHS zeigen.
Eine besondere diagnostische Bedeutung hat die Klärung der Frage nach dem erstmaligen Auftreten von Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen bzw. von Hyperaktivität und Impulsivität.
Symptome erscheinen nicht erst im Erwachsenenalter
Der Hintergrund hierfür ist, dass eine ADHS als Entwicklungsstörung definiert ist, die in der Regel spätestens im Grundschulalter auffällig wird. Dieses Charakteristikum trifft für andere seelische Erkrankungen in dieser Form nicht zu und ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal für das Vorliegen einer ADHS im Erwachsenenalter. Umgekehrt wird angenommen, dass Personen, die während der Kindheit niemals Symptome von ADHS hatten, diese später, im Erwachsenenalter, auch nicht mehr neu entwickeln.
Erkennen weiterer seelischer Erkrankungen
Diagnostisch ebenfalls wichtig ist der Ausschluss bzw. das Erkennen weiterer seelischer Erkrankungen neben der ADHS, z. B. einer depressiven Störung oder einer Suchterkrankung. Liegen zusätzliche Erkrankungen vor und sind diese stark ausgeprägt, können sie die Symptome einer ADHS ganz oder teilweise überlagern. Sie sind dann eine weitere mögliche Ursache, warum eine ADHS in der Praxis nicht erkannt wird. Eine genaue Differenzierung der verschiedenen Störungsbilder ist für die Festlegung der individuell passenden Behandlungsstrategie von großer Bedeutung.
Fragebögen unterstützen das Vorgehen
Für einen umfassenden und gründlichen Informationsgewinn werden häufig vom Arzt unterstützende Fragebögen eingesetzt. Dieses Vorgehen, bei dem u. a. Patienten eine Selbstbeurteilung ihrer Symptome vornehmen können, wird von wissenschaftlichen Fachgesellschaften empfohlen und hat sich bei der Diagnostik der ADHS bewährt.