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Ursachen von AD(H)S


  1. Genetische Faktoren

Mehrere Studien haben gezeigt, dass ADHS eine starke genetische Komponente hat. Geschwister und Eltern von Kindern mit ADHS haben ein erhöhtes Risiko, die Störung selbst zu entwickeln. Schätzungen zufolge beträgt die Erblichkeit von ADHS etwa 70-80%.

Genetische Untersuchungen haben mehrere Gene identifiziert, die mit ADHS in Verbindung gebracht werden. Viele dieser Gene sind an der Regulation von Neurotransmittern, insbesondere Dopamin und Noradrenalin, beteiligt. Diese Neurotransmitter spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und emotionaler Reaktion.

Es ist wichtig zu beachten, dass ADHS keine monogenetische Störung ist, sondern vielmehr ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Gene und Umweltfaktoren. Daher kann nicht ein einzelnes Gen oder eine einzelne Mutation für die Entstehung von ADHS verantwortlich gemacht werden.

  1. Umweltfaktoren

Neben genetischen Faktoren können auch verschiedene Umweltfaktoren zur Entstehung von ADHS beitragen. Einige der untersuchten Umweltfaktoren umfassen:

2.1. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen: Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und Komplikationen während der Geburt wurden alle mit einem erhöhten Risiko für ADHS in Verbindung gebracht.

2.2. Exposition gegenüber Umweltgiften: Die Exposition gegenüber bestimmten Umweltgiften, wie Blei oder Pestiziden, insbesondere in der frühen Kindheit, kann das Risiko für die Entwicklung von ADHS erhöhen.

2.3. Ernährung: Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten von ADHS-Symptomen gefunden, obwohl diese Forschung noch im Gange ist und keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen werden können. Einige Untersuchungen legen nahe, dass bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe, wie künstliche Farbstoffe oder Konservierungsmittel, bei einigen Kindern ADHS-Symptome verschlimmern können.

  1. Neurobiologische Faktoren

ADHS ist mit Veränderungen in der Struktur und Funktion des Gehirns verbunden, insbesondere in den Bereichen, die für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und emotionale Regulation verantwortlich sind. Einige der wichtigsten neurobiologischen Faktoren, die bei ADHS eine Rolle spielen, umfassen:

3.1. Neurotransmitter-Ungleichgewicht: Forschungen haben gezeigt, dass Menschen mit ADHS ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin aufweisen. Diese Neurotransmitter sind wichtig für die Regulierung von Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und emotionalen Reaktionen. Medikamente, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, wie zum Beispiel Stimulanzien, wirken, indem sie die Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter im Gehirn erhöhen.

3.2. Veränderte Gehirnstruktur: Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Menschen mit ADHS bestimmte Gehirnregionen kleiner sein können oder anders funktionieren als bei Personen ohne die Störung. Dazu gehören der präfrontale Kortex, das Striatum und das Kleinhirn, die alle eine Rolle bei der Aufmerksamkeits- und Impulskontrolle spielen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Unterschiede im Durchschnitt auftreten und nicht bei jedem Einzelnen mit ADHS beobachtet werden.

3.3. Veränderte Gehirnverbindungen: Neben strukturellen Veränderungen gibt es auch Hinweise darauf, dass die Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen bei Menschen mit ADHS beeinträchtigt sein können. Dies kann zu einer verminderten Effizienz in der Informationsverarbeitung und einer beeinträchtigten Aufmerksamkeitskontrolle führen.

Zusammenfassung

Die genauen Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und neurobiologischen Faktoren zur Entstehung der Störung beiträgt. Ein besseres Verständnis dieser Faktoren kann dazu beitragen, gezielte Behandlungsansätze zu entwickeln und das Bewusstsein für ADHS in der Gesellschaft zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Fachleute, Eltern und Betroffene auf dem Laufenden bleiben und sich über die neuesten Erkenntnisse informieren, um effektive Unterstützung und Interventionen für Menschen mit ADHS bereitzustellen.